Politikverdrossenheit

Politikverdrossenheit war der wichtigste Begriff in den politischen Debatten der 1980er und 1990er Jahre und erlebt gerade eine Renaissance. Hier kostenloser Download meiner Monographie zum Thema

Im Osten nichts Neues? Die elektorale Unterstützung von AfD und Linkspartei in den alten und neuen Bundesländern bei der Bundestagswahl 2021

Einleitung und Fragestellung Die letzte Volkskammerwahl und die ostdeutschen Landtagswahlen von 1990, spätestens aber die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl vom Dezember 1990, markieren den Beginn der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Ost-West-Unterschieden im Wahlverhalten der Deutschen (siehe z.B. Kaltefleiter und Lübcke 1991; Eckstein und Pappi 1994; Falter 1995). Bereits in den frühen 1990er Jahre war die Vorstellung, dass…

The electoral breakthrough of the AfD and the east-west divide in German politics

Bernd Höcke

The radical right became a relevant party family in most west European polities in the 1990s and early 2000s, but Germany was a negative outlier up until very recently. Right-wing mobilisation success remained confinded to the local and regional level, as previous far-right parties never managed to escape from the shadow of “Grandpa’s Fascism”. This only changed with the rise, electoral breakthrough, and transformation of “Alternative for Germany” (AfD), which quickly became the dominant far-right actor.
Germany’s “new” eastern states were crucial for the AfD’s ascendancy. In the east, the AfD began to experiment with nativist messages as early as 2014. Their electoral breakthroughs in the state elections of this year helped sustain the party through the wilderness year of 2015 and provided personel, ressources, and a template for the AfD’s transformation.
Since its inception, support for the AfD in the east has been at least twice as high as in the west. This can be fully explained by substantively higher levels of nativist attitudes in the eastern population. As all alleged causes of this nativism are structural, the eastern states seem set to remain a stronghold for the far right in the medium- to long-term.

Don’t mention the war! How populist right-wing radicalism became (almost) normal in Germany

Picture of AfD leader Alexander Gauland

Introduction In the 1980s, the Populist Radical Right emerged as a new party family. Its members have a number of core characteristics in common: they are nativist, authoritarian, and usually also populist (Mudde 2007). While their relationship with European integration is more complex than it would first seem, they are often also eurosceptic (Vasilopoulou 2018). By the…

How the Alternative for Germany (AfD) and their voters veered to the radical right, 2013-2017

Until 2017, Germany was an exception to the success of radical right parties in postwar Europe. We provide new evidence for the transformation of the Alternative for Germany (AfD) to a radical right party drawing upon social media data. Further, we demonstrate that the AfD’s electorate now matches the radical right template of other countries and that its trajectory mirrors the ideological shift of the party. Using data from the 2013 to 2017 series of German Longitudinal Elections Study (GLES) tracking polls, we employ multilevel modeling to test our argument on support for the AfD. We find the AfD’s support now resembles the image of European radical right voters. Specifically, general right-wing views and negative attitudes towards immigration have become the main motivation to vote for the AfD. This, together with the increased salience of immigration and the AfD’s new ideological profile, explains the party’s rise.

Regionalvertretungswechsel von links nach rechts? Die Wahl von AfD und Linkspartei in Ost-West-Perspektive (Bundestagswahl 2017)

Lokale Hochburgen (Wahlbezirke) von AfD und Linkspartei, 2017

Einleitung und Fragestellung Nach der Bundestagswahl 2017 machte der Tagesspiegel einen neuen “Trend zum Regionalen” aus.1 Die Zeit identifizierte die Linke, “einstige Volkspartei der Ostdeutschen”, als Mitschuldige für den Aufstieg der AfD in den neuen Ländern,2 und die Huffington Post verzeichnet lapidar, dass “Rechtsextreme vielen Ostdeutschen ein neues Wir-Gefühl verschafft haben” und die AfD “zu…

The Alternative for Germany (AfD): Finally a Successful Right-Wing Populist Eurosceptic Party for Germany?

Within less than two years of being founded by disgruntled members of the governing CDU, the newly-formed Alternative for Germany (AfD) party has already performed extraordinary well in the 2013 General election, the 2014 EP election, and a string of state elections. Highly unusually by German standards, it campaigned for an end to all efforts to save the Euro and argued for a re-configuration of Germany’s foreign policy. This seems to chime with the recent surge in far right voting in Western Europe, and the AfD was subsequently described as right-wing populist and europhobe.

On the basis of the party’s manifesto and of hundreds of statements the party has posted on the internet, this article demonstrates that the AfD does indeed occupy a position at the far-right of the German party system, but it is currently neither populist nor does it belong to the family of Radical Right parties. Moreover, its stance on European Integration is more nuanced than expected and should best be classified as soft eurosceptic.

Politische Kultur und Parteiensystem in Hessen

Politische Kultur und Parteiensystem in Hessen 1

Trotz der gemeinsamen Geschichte der Landesteile, aus denen das moderne Bundesland entstanden ist, ist Hessen ein ausgesprochen vielgestaltiges Land. Politisch geprägt wurde es zum einen durch die jahrzehntelange Dominanz der SPD, zum anderen durch die ebenfalls seit langer Zeit anhaltende Polarisierung zwischen einem rechten und einem linken Lager, die in etwa gleichstark sind. Die Verbindung dieser beiden Elemente bei der Landtagswahl 2013 schien dem Land bereits zum dritten Mal „hessische Verhältnisse“, also ein parlamentarisches Patt bescheren.

Anders als in früheren Jahren kam es diesmal aber zu ausgedehnten politischen Gesprächen zwischen allen politischen Parteien. Dem geschäftsführenden Ministerpräsidenten Bouffier gelang es dabei ähnlich wie schon bei den Verhandlungen über die Schuldenbremse im Jahr 2010 die tiefen Gräben zwischen den Lagern zu überbrücken und in der Tradition früherer hessischer Landesregierungen ein mögliches neues Koalitionsmodell für andere Länder und den Bund zu entwickeln. Wie stabil die Koalition von Grünen und CDU allerdings sein wird, läßt sich derzeit naturgemäß noch nicht abschätzen.

Was die politische Kultur angeht, so unterscheidet sich Hessen kaum von den anderen westdeutschen Flächenstaaten. Ähnlich wie etwa im benachbarten Niedersachsen gibt es deutlich erkennbare politisch-kulturelle Unterschiede zwischen der konservativer Landbevölkerung und den Bewohnern der jeweiligen Metropolregion.

Die strukturellen Unterschiede zwischen den Landesteilen werden sich in absehbarer Zeit durch den demographische Wandel weiter verstärken. Gleichzeitig gibt es kaum Hinweise auf eine starke hessische Identität, die diese Disparitäten überbrücken könnte. Die hessische Landespolitik steht somit in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vor großen Herausforderungen.

Versöhnen statt spalten? Das Ergebnis der Bundestagswahl 2009 und die Rolle der PDS/Linkspartei in Ost-West-Perspektive

Bei der Bundestagswahl 2009 unterschieden sich die Wahlergebnisse in Ost und West wieder sehr deutlich. Diese Unterschiede, vor allem aber die Rolle, die die PDS/Linkspartei bei ihrem Zustandekommen spielte, sind Gegenstand des vorliegenden Beitrages. Dieser gliedert sich in zwei große Teile: Zunächst beschreiben und analysieren wir die Unterschiede im Wahlergebnis auf der Makro-Ebene. Im Anschluß daran beschäftigen wir uns mit den Ursachen für diese Unterschiede. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf die Wahrnehmung und die Wahl der Linkspartei/PDS, der es 19 Jahre nach der Vereinigungswahl von 1990 gelungen zu sein scheint, sich erfolgreich nach Westen auszudehnen.