Politischer Extremismus

Abbildung Hufeisenschema - politischer Extremismus

1. Einleitung “Politischer Extremismus” ist eines der wichtigsten und ältesten, aber auch umstrittensten Konzepte in der Einstellungsforschung. Die mit dem Begriff verbundenen Kontroversen lassen sich vor allem auf zwei Ursachen zurückführen. Zum einen bezeichnet der Begriff politischer Extremismus in verschiedenen Studien unterschiedliche Gegenstände, so dass in der Vergangenheit häufig von einer “babylonischen Sprachverwirrung” (Backes 1989:…

Regionalvertretungswechsel von links nach rechts? Die Wahl von AfD und Linkspartei in Ost-West-Perspektive (Bundestagswahl 2017)

Lokale Hochburgen (Wahlbezirke) von AfD und Linkspartei, 2017

Einleitung und Fragestellung Nach der Bundestagswahl 2017 machte der Tagesspiegel einen neuen “Trend zum Regionalen” aus.1 Die Zeit identifizierte die Linke, “einstige Volkspartei der Ostdeutschen”, als Mitschuldige für den Aufstieg der AfD in den neuen Ländern,2 und die Huffington Post verzeichnet lapidar, dass “Rechtsextreme vielen Ostdeutschen ein neues Wir-Gefühl verschafft haben” und die AfD “zu…

Wahlforschung in der Vergleichenden Politikwissenschaft

Wahlforschung in der Vergleichenden Politikwissenschaft 1

1 Einleitung Die Wahlforschung ist eines der wichtigsten Teilgebiete der Politischen Soziologie. Sie operiert damit an der Schnittstelle zwischen Politikwissenschaft und Soziologie. Zunächst war die Wahlforschung ganz auf die Erklärung nationaler Phänomene ausgerichtet. Verglichen wurden hier lediglich die Verhältnisse innerhalb eines politischen Systems, etwa in Frankreich (Siegfried, 1913) oder den USA (Key, 1959). Seit etwa…

Versöhnen statt spalten? Das Ergebnis der Bundestagswahl 2009 und die Rolle der PDS/Linkspartei in Ost-West-Perspektive

Bei der Bundestagswahl 2009 unterschieden sich die Wahlergebnisse in Ost und West wieder sehr deutlich. Diese Unterschiede, vor allem aber die Rolle, die die PDS/Linkspartei bei ihrem Zustandekommen spielte, sind Gegenstand des vorliegenden Beitrages. Dieser gliedert sich in zwei große Teile: Zunächst beschreiben und analysieren wir die Unterschiede im Wahlergebnis auf der Makro-Ebene. Im Anschluß daran beschäftigen wir uns mit den Ursachen für diese Unterschiede. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf die Wahrnehmung und die Wahl der Linkspartei/PDS, der es 19 Jahre nach der Vereinigungswahl von 1990 gelungen zu sein scheint, sich erfolgreich nach Westen auszudehnen.

Rechtsextremismus in Deutschland in sechs handlichen Kapiteln [Rezensionsessay]

Gideon Botsch hat eine knappe Gesamtdarstellung der deutschen extremen Rechten nach 1945 vorgelegt, die einen komprimierten, aber sehr gut lesbaren Überblick über mehr als sechs Jahrzehnte bundesdeutschen Rechtsextremismus gibt. Bedauerlich ist das durch das Format erzwungene Fehlen von Fußnoten und der weitgehende Verzicht auf Belege im Text, Ein weiteres Problem liegt darin, dass die Darstellung fast vollständig ohne einen theoretischen Unterbau auskommt. Das Buch sollte vor allem als Nachschlagewerk betrachtet werden, mit dessen Hilfe sich die Studierenden rasch das notwendige zeitgeschichtliche Hintergrundwissen erschließen können.

Die Wähler der Extremen Rechten 1980-2002

Die Wähler der Extremen Rechten 1980-2002 2

My monograph on the Extreme Right vote in Western Europe covers the EU-15 states plus Norway and Switzerland from 1980 to 2003 [in German]
Seit den frühen 1980er Jahren haben sich die Parteien der Extremen Rechten – manchmal auch als Radikale Rechte, Neue Rechte oder Populistische Rechte bezeichnet – als neue Parteienfamilie in Westeuropa etabliert. Fast jeder der alten EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen und die Schweiz mußte sich in diesem Zeitraum mit einer oder mehreren dieser Parteien auseinandersetzen, deren Verhältnis zur liberalen Demokratie häufig als problematisch erscheint. Dieses Buch untersucht die Wählerschaft dieser Parteien. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Zusammenspiel von Mikro- und Makro-Faktoren, das das Wahlverhalten zugunsten dieser Parteien erklären kann.

Mikrodeterminanten des Wahlverhaltens: Parteiidentifikation

Im sozialpsychologischen Modell gilt die Parteiidentifikation (PI) als wichtigste Determinante der Wahlentscheidung. Das Gefühl, einer politischen Partei in besonderer Weise verbunden zu sein, so die Theorie, ist auf individueller Ebene über Jahre, wenn nicht über Jahrzehnte hinweg stabil und wirkt bei der Wahrnehmung der aktuellen politischen Lage wie eine Art Filter. Nur dann, wenn die…

Isoliert oder gut vernetzt? Eine vergleichende Exploration der Publikationspraxis in der PVS

Citations and co-publications are one important indicator of
scientific communication and collaboration. By studying patterns of
citation and co-publication in four major European Political Science
journals (BJPS, PS, PVS and ÃOEZP), we demonstrate that compared to the
conduits of communication in the sciences, these networks are rather
sparse. British Political Science, however, is clearly less fragmented
than its German speaking counterpart.

Twenty Years After: Sozial- und wirtschaftspolitische Einstellungen von Ost- und Westdeutschen im Vergleich

Die sozial- und wirtschaftspolitischen Einstellungen der Bürger in beiden Teilen Deutschlands unterscheiden sich vor allem im Bereich der grundlegenden Wertorientierungen. Dies deutet auf die fortdauernde Bedeutung langfristig stabiler Sozialisationseffekte hin, die möglicherweise auch in modifizierter Form an die jüngeren Generationen weitergegeben werden. Zugleich sind sich Ost- und Westdeutsche in der Wahrnehmung sozialer Probleme und in ihrer Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Sozialsysteme weitgehend einig, obwohl sich ihre Lebensumstände nach wie vor deutlich voneinander unterscheiden. Inwieweit die real existierenden Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen (wahl)politisch wirksam werden, wird deshalb mit davon abhängen, innerhalb welchen Bezugsrahmens politische Probleme und Strategien präsentiert werden.