Im Verlauf der Analysen hat sich gezeigt, daß für die Wahlen in Rheinland-Pfalz seit Gründung des Landes die starke Stellung der Union charakteristisch war. Dies gilt sowohl für Bundestags- als auch für Landtagswahlen. Eine plausible Erklärung für dieses sehr stabile Muster ist die historisch begründete enge Bindung zwischen der CDU und der katholischen Bevölkerungsmehrheit, die bis in die 80er Jahre hinein mehrheitlich für die Union votierte, den Christdemokraten damit eine relative Mehrheitsposition sicherte und somit für überaus stabile politische Verhältnisse sorgte.
Obwohl sich die konfessionelle Polarisierung im Lande bis heute nachweisen läßt, wurde die Union seit dem Ende der 60er Jahre zunehmend auch für protestantische Rheinland-Pfälzer wählbar – erstmals gelang der Partei der Ausbruch aus dem katholischen „Turm”, zu dem Julius Bachem bereits 1906 aufgerufen hatte. Durch eine Mobilisierung evangelischer Wähler konnte sie ihre soziale Basis so weit verbreitern, daß sie über einige Legislaturperioden hinweg die absolute Mehrheit der Stimmen erreichte.
Gleichzeitig müssen sich jedoch die traditionellen Bindungen der katholischen Wähler an ihre Partei gelockert haben, da aus einer Reihe von Fehlleistungen der CDU dramatische Verluste resultierten, deren absolutes Ausmaß bislang durch die sinkende Wahlbeteiligung verdeckt wurden. Unter diesen Umständen ist davon auszugehen, daß das Wahlverhalten der Rheinland-Pfälzer in Zukunft weit weniger stabil und berechenbar sein wird als in den vergangenen Jahrzehnten.